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Valeria JanaundAugust

An Bord der Hanjin San Diego

5. April 2012
By Jenny
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Als wir im Taxi zum Container-Terminal sitzen, merken wir:
Valencia ist viel größer als erwartet. Den Tag über haben wir uns das
historische Zentrum und ein Neubaugebiet erschlossen.

Letzteres, um
noch ein USB-Mini-zu-Mini-Kabel zu bekommen, damit der Tablettrechner
mit der Festplatte schwatzen kann. Eine Notlösung, da uns in Barcelona der
Fotorucksack samt Laptop an der Rezeption des Hotels gestohlen worden ist.
Die Elektroläden in der Innenstadt haben wegen der bevorstehenden Ostertage
bereits geschlossen, aber die Shopping-Malls in den neuen Wohngebieten
haben die Schleusen weit geöffnet. Als wir uns vor zwölf Jahren in Athens,
Georgia, das erste Mal in eine solche Einkaufsrummelwelt wagten, fühlten
wir uns wie erschlagen von der Fülle an Geschäften, dazu noch in einer
sterilen Umgebung mit propper-polierten Fußböden und Plaste-Showtreppen,
auf denen die nicht wenigen Kauflustigen dennoch wie alternde Stars nach
unten gingen. Keine zehn Jahre später hat Europa nachgezogen und z.B. in
Valencias nördlichen Vororten noch um eine Dimension aufgestockt. Ob sich
Amerika das bieten ließ? Oder hatte man dort jetzt den Trend „Zurück ins
Städtchen“ eingeläutet? Das Kabel haben wir am Ende übrigens nicht
bekommen. In ganz Valencia war es nicht aufzutreiben – Nieselregen im
Shopping-Paradies.

Die Straße zum Hafen zieht sich. Wir sitzen wie auf heißen
Kohlen, denn es ist schon nach 21 h und um diese Zeit sollen wir am
Terminal Noatum sein. Der Taxifahrer ist ebenfalls nervös. An der
Schranke gibt es zwar Hinweise, aber am Rondell verpaßt er die Abfahrt
und ein paar 100 m später winkt uns die Guardia Civil zu halten. Es
geht auf valenzianisch hin- und her. Als wir das Wort Container hören,
mischen wir uns ein, denn wir haben die Befürchtung, dass man uns zum
Passagierhafen lotsen will. Dabei wollen wir an Bord der Hanjin San Diego
bevor sie gegen 22 h laut unserem Agenten in Valencia ausläuft. Am
Rondell biegt der Taxifahrer dann in die andere Ausfahrt. Wir entfernen
uns weiter vom Kai, an dem ein paar Schiffe und Kräne im Dunkeln
leuchten. Nach ein paar Kilometern eine weitere Schranke, auch werden
wir mittlerweile von der Guardia Civil eskortiert. Aber diesmal sind wir
richtig. Wir steigen um in den Shuttle-Bus.
Der spuckt uns an der Hanjin San
Diego wieder aus, ein Schiff, dass 1997 in Korea gebaut worden ist.

Der Betrieb um und auf dem Schiff ist hektisch, denn es gilt Ladung
zu löschen und nebenbei hat sich die Jahresinspektion für
Seefahrtssicherheit angekündigt. Unversehens finden wir in unserer Kabine
auf dem Deck E wieder. Netterweise hat man uns die Rucksäcke vom Deck HC
(Abk.  hedge cargo) die zehn Treppen hoch getragen, denn am Fahrstuhl
hatte man beim Bau des Schiffes gespart. Unsere Kammer besteht aus 3
Teilen: einem Wohnzimmer mit Sofaecke und Schreibtisch, einem
Schlafzimmer mit zwei Kojen und dem spartanischen Duschbad. Alles
einfach, aber praktisch. Drei Bullaugen gibt es, 2 nach backbord und aus
dem im Schlafzimmer schaut man in Fahrtrichtung. Wir machen uns auf eine
erste Erkundung des Decks auf – nach draußen oder auf die Brücke zu gehen
, ist im Hafen aus Sicherheitsgründen verboten. Im Deck unter uns
befinden sich Sportraum, Saune und Schwimmbecken. Letzteres wird erst
unterwegs im Atlantik mit Meerwasser gefüllt. Auf Deck A ist die Messe
mit dem Küchentrakt und auf unserem Deck gibt es außerdem einen
Aufenthaltsraum mit gut gefüllter Filmbibo und etlichen Zeitschriften
über das Neueste in der Seeschifffahrt.

Unterwegs laufen wir dem Kapitän über den Weg. Er begrüßt uns,
entschuldigt sich für die momentane Hektik an Bord und drückt uns ein
Flugblatt in die Hand. Wir lesen: Frühstück von 7.30 h, Mittag von
11.30 h, Abendbrot von 17.30 h. Wenn man will,
zwischendrin noch Tee und Kaffee. Kurzum:
gut, dass es keinen Fahrstuhl gibt. Die Frage der Küche ist noch
ungeklärt, im Faltblatt lesen wir jedoch, dass der Koch Philippino ist.
11 Tage philippinisch wäre ganz nach unserem Geschmack. In der Messe
die Antwort. Der Speiseplan der kommenden Woche ist ein internationales
Potpourri und Vegetariern müßten Extra-Würste gebraten werden.
Mittlerweile ist es 23 h und wir haben herausgefunden, dass wir mit
Hilfe unserer SD-Karte das fehlende Kabel überbrücken können. Für heute
sind alle drängenden Fragen geklärt.
Mit einer Doku über die Straße von Gibraltar
klingt der Tag aus. Ein Schmankerl: Die Berber-Affen auf dem Felsen von G.
sind Offiziere der britische Königin, seit sie vor 200 Jahren vor einer
spanischen Attacke gewarnt haben sollen.

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