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Valeria JanaundAugust

Von Josephine nach Altair

9. April 2012
By Jenny
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Der Tag beginnt mit einem Drama: die Festtagstorte, die
der Chefingenieur nach Hausrezept machen wollte, wird nichts. Der
Tortenboden ist eingesackt und inzwischen kekshart – das
vermeintliche Backpulver entpuppte sich als Stärke.

Am Mittwoch wird
der Versuch nochmal gestartet und wir dürfen in der Kombüse assistieren.
Zum Gelingen von Torten können wir ein wenig beitragen und es wäre
doch gelacht, wenn es am Seemannssontag nichts zum Kaffee gäbe.

Auf See ist nichts los. Es ist kaum Wellengang und das nächste Schiff ist
35 Seemeilen entfernt. Wolkenfelder ziehen vorbei und weit hinten am
Horizont regnet es. Der Wetterbericht ist eingetrudelt: in den nächsten
Tagen soll es weiterhin gemütlich bleiben. Dagegen hat niemand etwas.
Um 10 Uhr vermerkt der 3. Offizier unsere Position auf der Karte: wir sind
jetzt auf 38° 32,7′ nördlicher Breite und 14° 14,5 westlicher Länge. Er
zeichnet ein Quadrat, da er die Position per GPS bestimmt hat. Wäre es
per altem Weg, zeichnete man einen Kreis. Doch auf dem Atlantik ist die
Navigation per Landmarken schwierig. Tagsüber kann man jedoch
alternativ den Breitengrad am Sonnenstand und den Längengrad durch
Uhrzeitabgleich der lokalen Zeit mit der in Greenwich bestimmen. Dafür
gibt es extra eine Uhr an Bord, was übrigens erst seit dem Jahr 1870
möglich ist. Wegen der Eigenbewegung des Schiffes konnte man die
damals gebräuchlichen Pendeluhren schlecht nehmen und auf
ausgleichende Pendelgewichte muss man erstmal kommen. Den
empfehlenswerten Film „Längengrad“ über das Leben des Erfinders
John Harrison fanden wir in der Bordvideothek.

Die Karten an Bord kommen heute noch von der Britischen Admiralität und
kosten eine Stange Geld, ca. 40 Euro muss man für eine A2-große Karte
hinblättern. Die gleichen Infos gibt es zwar auch online und kostenlos von
NOAA (heißt wohl National Ocean and Atmospheric Agency), allerdings sind
diese nicht für die Navigation auf See zugelassen. Das erstaunlichste
Detail auf den Seekarten ist das Gestrüpp an Seekabeln, dass mittlerweile
den Atlantik durchzieht. Dreißig sind es bestimmt zwischen Europa und den
USA. Die Unterwasserlandschaft ist natürlich auch eingezeichnet,
mittlerweile haben wir ein paar 5000m tiefe Täler überquert. Manche
Unterwasserberge enden erst kanpp vor der Oberfläche, zum Beispiel die
Josephine Bank. Erhebungen sind es auch, die den Regionen auf dem Atlantik
ihren Namen geben. Nach diesen richtet sich beispielsweise der
Wetterbericht. Wir fahren übrigens gerade von Josephine nach Altair.

Unsere Geschwindigkeit beträgt jetzt 11 Knoten. Das sind ca. 20 km/h. In
der Nacht waren wir bis zu 20 Knoten schnell, tagsüber wird in der Regel
gebummelt. Das hängt mit der Treibstoffoptimierung zusammen, denn
die Treibstoffe ist mit der größte Posten in der Frachtschifffahrt
neben Lizenzen und Versicherungen. Die Reedereien führen natürlich
noch die Personalkosten an. Vor der Wirtschaftskrise ist man über die
Ozeane gejagt, wofür die Schiffsmotoren auch ausgelegt sind.
Gegenwärtig muss jedoch gespart werden und so werden die Motoren
nur nachts ausgelastet. Das schafft eine ganze Menge an technischen
Problemen. Genaueres morgen, denn da haben wir uns mit dem
Chefingenieur für einen Rundgang im Maschinenraum verabredet.
Mittlerweile hat sich der Agent aus New York
gemeldet: wir sollen unsere Ankunft auf Montag, 16.4., 9 Uhr lokaler Zeit
takten. Dann wäre ein Liegeplatz im Hafen frei. Geht es nach dem neuen
Plan, wären wir also eine halben Tag früher da.

Essen: Wurstgulasch, Rinderrouladen mit Rotkraut und Knödeln (unter
Anleitung vom Kapitän) und Eis, Kaffee, Salat und Aufschnitt

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