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Valeria JanaundAugust

S-Bahn Bingo

11. Dezember 2006
By Kosmonaut
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Es gibt ja da dieses Spiel, Bingo. Wenn man alle Zahlen in einer Reihe, Spalte oder Diagonale ankreuzen kann, gewinnt man.
Das kann man auch mit Bildchen spielen. Trifft man die Situationen reihig, spaltig oder diagonal in einem japanischen Nahverkehrszug, heisst es “Bingo!”. Es ist abfotografiert aus “Japanzine”, einem kostenlosen Infoblatt über dies und das und vor allem über Kulturtermine …
Was zeigen die Karrikaturen und was haben wir dazu zu sagen?

1. Der Biersäufer: Kommt schon vor. Betrunkenen räumt man wie Kindern Narrenfreiheit ein. Sie können ja quasi naturgemäß ihr Gesicht nur beschränkt waren.

2. Rumhängende Softporno-Werbung: Ja und noch nicht mal selten.

3. In der Tür gefangen: Mhm, noch nie bemerkt. Aber die Warnung davor ist Teil der Standardansage im Zug.

4. Breitarschsitzer: Vielleicht eher in Kanto anzutreffende Spezies??

5. Selbstmordverzögerung: Können wir erfreulicherweise weder als alltäglich noch anders bestätigen. Ein Japaner meinte mal zu uns, vor den Zug springen, wäre keine gute Wahl: die Lebensversicherungen hätten ihre Regeln geändert und würden nicht mehr zahlen. Ausserdem würde man auf diese Art sehr vielen Leuten “Unannehmlichkeiten” bereiten.

6. Kurzrockalarm: So aus der subjektiven Wahrnehmung heraus: im Vergleich zu unserem Japanaufenthalt 2002/2003 sieht man eigentlich kaum noch extra im Bund hochgerollte Röcke. Diese Masche scheint wohl vorbei? Mal nachfragen.

7. Grabscher: Kennen wir nur vom Hörensagen. Soll aber einer der entscheidenden Gründe gewesen sein, dass zu bestimmten Zeiten “Frauenwagen” fahren.

8 . Im-Stehen-Schläfer: Ja! Unglaublich – aber das muss wohl gehen. Überhaupt kann man mal gefahrlos pauschalisieren: Japaner sind darauf natürlich geeicht oder erfolgreich trainiert, immer und überall quasi instantan wegnicken zu können.

9. Ein ganzer Sporttrupp: Hihi! Kann schon vorkommen. Solche Sporttrupps zeichnen sich durch deutlich eingeschränkte Fähigkeiten in Bezug “Wahrnehmung der sozialen Umwelt” aus. (Zum Beispiel, morgendliche Ertüchtigung mit Armeerufen auf dem Zeltplatz).

10. Schminkköniginnen: Eines der unfassbaren Dinge im Land der gelebten Privatheit! Vor 4 Jahren waren es eher die Teenies. Damals hiess es, kommt aus Amerika, ist also cool. (Ein schönes Beispiel dafür, wie sich totaler Quatsch als kollektive Wahrheit etablieren kann). Inzwischen sind es sogar Damen um die 50, die sofort nach dem Einsteigen ihr ganzes Bad auspacken. Wimpernverbiegerzangen und Ondulierstab haben wir auch schon im Einsatz gesehen.

11. Sauerstoffmangel: Ja, durchaus, durchaus. Viel unangenehmer ist das penetrante Nasehochziehen. Schnauben gilt hier ja als eklig. Zum Massenandrang ist noch hinzuzufügen: es gibt Berufsquetscher (Personal, das zu Stosszeiten die Leute reindrückt) und der Vorteil von “Gleichverteilung” hat sich noch nicht rumgesprochen.

12. Sitzwechsler: Nie bemerkt! Mal beobachten.

13. Gebrochene Herzen: haben wir nur einmal in der Mensa gesehen. Er – tränenüberströmt und still, sie – rational auf ihn einredend. Aber das ist wohl nichts japanisch typisches.

14. LV abhängig: hässliche Taschen, auf denen LV draufsteht sieht man wirklich ständig. Wir haben den Japanzine-Artikel zum Anlass genommen, mal das Internet zu befragen. Vermutlich handelt es sich bei diesen Teilen um Taschen des Luxus-Leder-Designers Louis Vuitton. Aber wir sind echt überfragt, was dieses Thema angeht.

15. Handy-Nerver: Dieses Thema betrifft auch einen Teil der Standarddurchsage im Zug: Handy ausschalten und auch spielen ist nicht erlaubt, insbesondere in der Nähe von Sondersitzen für Kranke, Ältere, Schwangere … Aber Regeln sind relativ in Japan. Vermutlich teilt man das Gehirn: der Gewissensanteil fühlt sich ehrlich schlecht und der andere Anteil bricht die Regel. Zum Thema Regelflexibilität schreiben wir nochmal was.

16. Edo-zeitlicher Mitfahrer: Haha! Ob damit einfach die gemeint sind, die noch in Holzschuhen und Kimono rumlaufen? Mal unter unseren Bekannten rumfragen …

Erweiterungsvorschlag:
Mittelalterliche Sitzplatzkämpferin: diese Kriegskaste hat das Überlebenskonzept des Futterneides auf das Konzept des Bequemlichkeitsneides erweitert. Es würde nicht verwundern, wenn Sie einen wackligen Rentner, eine schwangere Frau oder einen abgekämpften Werktätigen wegschubsen würden.

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